Zuerst einige einleitende Worte zu den Kraftwerken Oberhasli KWO und zum
Grimselstrom. Die Firma KWO ist eines der führenden Wasserkraftwerke der Schweiz. Das
Grimsel- und Sustengebiet ist ideal zur Gewinnung von Strom aus Wasserkraft: grosse
Höhenun-terschiede und viel Niederschläge sowie im Grimselgebiet festen Fels zur Verankerung
der Staumauern. Es wird Strom zur Deckung des Spitzenenergiebedarfs, z.Bsp. über die
Mittagszeit, erzeugt. Zu die-sem Zweck ist die Anlage Grimsel 2 als Pumpspeicherwerk
ausge-legt. Wenn der Stromverbrauch klein ist, z.Bsp. in der Nacht oder an Wochenenden, wird
bei Pumpspeicherwerken das Wasser von tiefer gelegenen Speichern in höher gelegene Stauseen
gepumpt.
Die KWO betreibt 29 Turbinen in 9 Kraftwerken, welche eine Leistung von gesamt 1060 Megawatt
erbringen und pro Jahr durchschnittlich 1900 Gigawattstunden [GWh] elektrische Spitzenenergie
erzeugen (3% der gesamten schweizerischen Energieerzeugung). Bei der KWO werden rund 200
Mitarbeitende beschäftigt, wovon 20 in den Gast-gewerbebetrieben.
Gegründet wurde die KWO 1925 von der Bernischen Kraftwerke AG (BKW). Vom heutigen
Aktienkapital von 120 Millionen Franken hält die BKW 50%. Die Städte Bern, Basel und
Zürich halten je einen gleich grossen Teil der restlichen 50%.
Auf das Gebiet der KWO, ca. 1% der Gesamtfläche der Schweiz, fallen im Jahr durchschnittlich
700'000'000 m³ Niederschläge, wovon jedoch nur 200'000'000 m³ zur Stromproduktion
genutzt werden können. Das Wasser wird in 6 Stauseen ge-speichert. Aus weiteren 3 Seen wird
das Wasser genutzt.
Die untenstehenden Karten zeigen links das 450 km² grosse Wassereinzugsgebiet der
Kraftwerke Oberhasli KWO im Überblick (violett umrandet), wovon 350 km² effektiv
genutzt werden. Auf der Detailkarte rechts sind die Stauseen am Grimselpass dargestellt.
(Klick auf die Karte zum
Vergrössern derselben).
Das Kraftwerk Grimsel 2 ist die zwischen 1973 und 1980 zuletzt gebaute Zentrale. Sie
befindet sich in einer Kaverne im Berginnern unter dem Grimselsee und kann im Rahmen von
Einzel- und Gruppenführungen besichtigt werden. Grimsel 2 ist als Umwälzwerk konzipiert und
besitzt vier Maschinen. Diese können als Generatoren oder Pumpen betrieben werden. Wird
Spitzenenergie benötigt geht eine oder mehrere Maschinen ans Netz. Bei geringem Strombedarf
werden die Maschinen zum Zurückpumpen des Wassers eingesetzt.
Zur Speisung der Turbinen wird das Wasser des rund 500 Meter höher ge-legenen Oberaarstausees
verwendet. Das Wasser wird über einen 3'886 Meter langen Druckstollen mit 3.1‰ Gefälle
und einem Durmesser von 6.80 Meter sowie über einen 45 Grad steilen (Gefälle von 100%) und
635.85 Meter langen mit einem Durchmesser von 3.80 Meter Druckschacht über die
Drosselklappenkammer den Turbinen zugeleitet. Mit 50 Bar trifft das Wasser auf die Schaufeln
der Francisturbinen. Für den Antrieb des Generators werden 40 Bar des Druckes
"verbraucht". Die verbleibenden 10 Bar werden benötigt, um das Wasser nach der
Turbine in den Grimselstausee zu drücken.
Wird keine Spitzenenergie benötigt, werden die Generatoren mit billiger Band-energie (Strom
aus Fluss oder Atomkraftwerken) als Motoren für die sich an der gleichen Maschine befindlichen
Pumpen betrieben. Nun wird das Wasser aus dem Grimselsee in den Oberaarsee gepumpt. Hier steht
das Wasser wieder zur Nutzung für die Spitzenenergieproduktion zur Verfügung. Pro Jahr wird
der gesamte Inhalt des Grimselsees rund fünf Mal in den Oberaarsee gepumpt.
Mit einem Modell des Kraftwerks Grimsel 2 wird den Besuchern die Funktionsweise als Umwälzwerk
demonstriert. Im linken Bild ist rechts der Zugang zur Kaverne sichtbar. Im rechten Bild sind
alle vier Maschinen und das Ende der Kaverne sichtbar. Die gelben Linien auf den Bildern
markieren die Wände mit welchen die Kaverne unterteilt ist. Der hellblaue Teil der Maschinen
ist der Generator, welcher im Pumpbetrieb gleichzeitig Motor der Pumpe ist. Auf der linken
Seite der Generatoren ist jeweils die Turbine und rechts die Pumpe angeordnet (dunkelblaue
Teile). Die im Hintergrund sichtbaren grauen Rohre führen in die Drosselklappenkammer, wo die
Zuführung des Wassers zu den Maschinen mit den Drosselklappen (braune Teile im beren, rechten
Bild) unterbrochen werden kann.
In nebenstehendem Bild ist eine der Maschinen mit ihren Wasserleitungen im Schnittbild
dargestellt. Im Genera-torbetrieb wird der Francisturbine (4) das Wasser vom Oberaarsee über
die Leitung (1) und die Drosselklappe (3) zugeführt. Die Energie des Wassers wird auf das
Turbinenrad übertragen, welches dann seinerseits den Generator (7) antreibt. Über den Schieber
(5) und die Rohrleitung (2) verlässt das Wasser die Turbine und wird mit den restlichen 10
Bar Druck in den Grimselsee gepresst.
Im Pumpbetrieb wird das Wasser über die Leitung (6) und den Schieber (5) in der
Drosselklappenkammer aus dem Grimselsee der Pumpe (8), welche über den Motor (7) angetrieben
wird, zugeführt. Über die Drosselklappe (3) und die Leitung (2) wird das Wasser durch den
gleichen Druckschacht und Druckstollen wie im Gene-ratorbetrieb in den 500 Meter höher
gelegenen Oberaarsee zurückgeführt.
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